Pharmabranche

Diese OTC-Hersteller stehen zum Verkauf

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Berlin -

Die Pharmabranche ist im Verkaufsfieber. Neben den OTC-Sparten von Pfizer und Merck stehen auch ganze mittelständische Unternehmen zum Verkauf. An den Apotheken geht der Trend nicht spurlos vorbei.

„Die Konzentration im OTC-Markt wird weiter zunehmen“, prophezeit Michael Hensoldt von Insight Health. „Wir sehen aktuell wieder verstärkte M&A-Aktivitäten.“ Nach der bereits vollzogenen Fusion der OTC-Einheiten von Novartis und GlaxoSmithKline (GSK) befänden sich mit den Sparten von Pfizer und Merck zwei weitere „OTC-Schwergewichte” im Fokus von Übernahmespekulationen.

In Zahlen: GSK ist durch die Fusion mit Novartis zur Nummer 2 hinter Bayer im deutschen OTC-Markt aufgestiegen. In den ersten neun Monaten des Jahres erzielte die Sparte knapp 500 Millionen Euro Umsatz nach realem Apothekenverkaufspreis (rAVP). Pfizer und Merck gehören mit 170 beziehungsweise 130 Millionen Euro ebenfalls zu den führenden OTC-Herstellern.

GlaxoSmithKline (GSK) hat bereits Interesse an der Pfizer-Sparte bekundet. Bei der Vorstellung der Quartalszahlen erklärte die seit April amtierende Konzernchefin Emma Walmsley, man werde sich „das Geschäft wohl näher anschauen“. Allerdings seien die Pläne noch in einem frühen Stadium. Mit weltweiten Umsätzen von 3,4 Milliarden US-Dollar (2,9 Milliarden Euro) im vergangenen Jahr gehört Pfizer zu den weltweit größten OTC-Anbietern.

Merck soll bereits auf potenzielle Käufer zugegangen sein und gewährt diesen Einblick in vertrauliche Geschäfts- und Finanzdaten. Zuletzt berichteten US-Medien, Nestlé und Stada seien an der Sparte interessiert. Analysten schätzen den Wert der Sparte auf bis zu vier Milliarden Euro. 2016 erzielte der Bereich einen Umsatz von 860 Millionen Euro. Als weitere Interessenten gelten Sanofi und Bayer. Mit einer Entscheidung wird bis Anfang 2018 gerechnet.

Ein Beispiel für einen Mittelständler, der zum Verkauf steht, ist die Strathos-Gruppe, bekannt für die Marken Sidroga und Emser. Nachdem die Eigentümer – die Strüngmann-Familie – bereits Anfang des Jahres den OTC-Hersteller Klinge abgetrennt und auf eigene Füße gestellt hatten, steht der Verkauf der Unternehmensgruppe an. Angeblich gibt es einen Interessenten aus Frankreich. Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht.

Derzeit arbeiten rund 150 Mitarbeiter in Deutschland für die Gruppe, davon 36 im Apothekenaußendienst. Der Umsatz liegt bei 55 Millionen Euro auf Basis der Herstellerabgabepreise. Siemens nahm zuletzt 18 Millionen Euro ein, Sidroga 13 Millionen Euro, das Drogeriegeschäft mit Emcur brachte zehn Millionen Euro. In Österreich und der Schweiz wurden weitere zwei beziehungsweise zwölf Millionen Euro erwirtschaftet.

Abgesagt wurde dagegen der Verkauf von PharmaFGP, früher als Dr. Fischer Gesundheitsprodukte bekannt und neuerdings unter dem Namen PharmaSGP firmierend. Angeblich konnte Firmenchef Dr. Clemens Fischer keinen Käufer finden, der seine Preisvorstellungen erfüllte. Beobachtern zufolge lebt das Geschäft ohnehin davon, dass permanent neue Produkte auf den Markt gebracht und massiv beworben werden. In Apotheken hat die Firma derzeit einen schweren Stand.

In der Geschäftsführung gab es zuletzt Veränderungen. Lange Zeit saß Fischer alleine am Ruder, jetzt hat er Michael Rudolf und Natalie Weigand mit ins Boot geholt. Weigand kam im Januar 2013 von Johnson & Johnson als Marketeer ins Unternehmen und verantwortete zunächst die Marken Lactostop und Yokebe, die bereits an Omega beziehungsweise Dermapharm verkauft wurden. Rudolf ist seit Oktober 2016 für die Finanzen zuständig. Co-Gründerin und Mitinhaberin Madlena Hohlefelder ist nicht Teil der Geschäftsführung.

Abgesagt wurde auch der Verkauf des bayrischen Arzneimittelherstellers Dermapharm: Vor einem Jahr hatten die Finanzinvestoren BC Partners und Nordic Capital Offerten von 1,1 Milliarden Euro gemacht. Doch dann machte Firmengründer Wilhelm Beier überraschend einen Rückzug. Jetzt brodelt die Gerüchteküche erneut: Bei Dermapharm werde jetzt ein Börsengang anvisiert, berichten mit der Transaktion vertraute Kreise. Mit den Vorbereitungen beauftragt ist demnach die Investmentbank Morgan Stanley. Dermapharm wurde 1991 gegründet. Der Firmensitz liegt in Grünwald bei München.

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