Interview Birgit Dumke

Apo-Rot-Chefin erklärt ihren DocMorris-Deal

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Berlin -

Wieder wird eine deutsche Versandapotheke von der Konkurrenz aus den Niederlanden übernommen. Das Versandgeschäft von Apo-Rot gehört bald zu DocMorris. Über das Finanzielle wird geschwiegen. Gegenüber APOTHEKE ADHOC erklärt Apothekerin Birgit Dumke aber, warum sie verkauft hat, was in Deutschland aus ihrer Sicht falsch läuft und worauf sie sich zukünftig konzentrieren will.

ADHOC: Was hat Sie zum Verkauf an DocMorris bewogen?
DUMKE: Es gab viele Gründe. In Deutschland habe ich nicht die gleichen Möglichkeiten, die eine niederländische Versandapotheke hat. Als „eingetragener Kaufmann“ hafte ich persönlich für das gesamte Geschäft, ich bin für viele Mitarbeiter verantwortlich. Natürlich handle ich da anders als ein Konzern. Boni auf Rx-Arzneimittel sind bekanntermaßen in Deutschland ebenfalls nicht möglich. Das habe ich berücksichtigt, als ich mir überlegt habe, wie ich mein Geschäft für die Zukunft stabil aufstelle. Der konsequente Schritt zur Kooperation mit dem Marktführer war zugleich der sozialverträglichste für mein gesamtes Team.

ADHOC: Was müsste sich in Deutschland ändern, damit der Markt attraktiver für Versender wird?
DUMKE: Ich bin keine Politikerin. Es ist nicht mein Job, die Gesetze zu verändern.

ADHOC: Was wird aus den stationären Apotheken?
DUMKE: Meine vier eigenen Apotheken in Hamburg und die Kooperation mit unseren national 20 Partnerapotheken führe ich komplett unabhängig weiter. Ich freue mich sehr, mich zukünftig voll auf das stationäre Geschäft konzentrieren zu können. Wir haben ein tolles Team und viele Potenziale, die wir bisher noch nicht nutzen konnten. Wir möchten die Produktpalette unserer Eigenmarken erweitern und unser Partnernetzwerk ausbauen.

ADHOC: Kann man bald Medikamente bei DocMorris bestellen und bei Apo-Rot abholen?
DUMKE: Das ist nicht ausgeschlossen. Die Verhandlungen über eine mögliche Omni-Channel-Kooperation sind noch nicht abgeschlossen. Konkret geplant ist in jedem Fall die Fortsetzung des erfolgreichen „Click&Collect“-Angebots auf Apo-Rot.

ADHOC: Werden alle Mitarbeiter übernommen?
DUMKE: DocMorris ist interessiert daran, das erprobte Team zu übernehmen. 80 Mitarbeiter aus Marketing, Service und Verwaltung können in eine neue Gesellschaft mit Sitz in Hamburg wechseln. Das sind fast alle Mitarbeiter, die bei uns in diesem Bereich tätig sind. Die Logistik wird ab Jahresende überhaupt nicht mehr in Hamburg abgewickelt. Etwa die Hälfte der 370 Angestellten – alle mit unbefristeten Verträgen – erhält Jobangebote von DocMorris für Bremen oder Heerlen. Wir möchten jetzt erst einmal jedem Mitarbeiter die Möglichkeit geben, in Ruhe über das Angebot nachzudenken. Für die anderen planen wir eine sehr aktive Jobvermittlung und sind bemüht, für jeden etwas zu finden. Die 90 Arbeitsplätze im stationären Bereich sind sicher.

ADHOC: Gab es außer mit Zur Rose noch andere Übernahmegespräche?
DUMKE: Dazu nur so viel: Wir haben im Vorfeld verschiedenste Möglichkeiten geprüft. Mit DocMorris gab es die größte Schnittmenge in den jeweiligen Zielen. Aus unserer Sicht ist die Kooperationsvereinbarung die beste Lösung für Apo-Rot. Auch DocMorris wird davon ganz bestimmt sehr profitieren.

ADHOC: Wird es bei Apo-Rot nächstes Jahr Rx-Boni geben?
DUMKE: Da müssen Sie DocMorris fragen.

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