Großbritannien

Schwarzmarkt: Apotheker und Großhändler im Visier

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Berlin -

In Großbritannien wird derzeit gegen eine Reihe von Apotheken und Pharmagroßhändlern ermittelt. Der Vorwurf: Sie sollen Teil eines „umfassenden kriminellen Netzwerks“ sein, das verschreibungspflichtige Medikamente dem Schwarzmarkt zugeführt hat. Laut BBC wurden bereits 41 Personen verhaftet, darunter fünf Apotheker, denen daraufhin die Lizenzen entzogen wurden.

Die Ermittlungen der britischen Arzneimittelbehörde MHRA richten sich gegen „kriminelle Banden“, die massenhaft Rx-Medikamente aus der regulären Versorgungskette heraus in den Schwarzmarkt geschleust haben sollen. Sie sollen Großhändler und Apotheker mit gefälschten Lizenzen getäuscht oder direkt bestochen haben.

Zwischen 2013 und 2016 soll es sich dabei um beinahe 160 Millionen Tabletten mit einem „Straßenwert“ von bis zu 200 Millionen Pfund (224 Millionen Euro) gehandelt haben. Insbesondere Benzodiazepine wie Diazepam, Nitrazepam und Temazepam sowie Schlafmittel wie Zolpidem und Zopiclon sollen illegal gehandelt worden sein. Zu Lieferengpässen oder Versorgungslücken sei es dadurch jedoch nicht gekommen.

Zwölf Großhändlern seien bisher die Lizenzen entzogen worden, 19 weitere stehen im Verdacht, ebenfalls in die Geschäfte verwickelt zu sein, schreibt die BBC, der ein interner Bericht der MHRA vorliegt. Darin gehe es um Ermittlungen gegen ein „rechtswidriges Vertriebsnetz“, das vom Nordwesten Englands über Stoke-on-Trent bis nach London reiche.

Ähnliche Ermittlungen laufen in Irland und Schottland, wo die Polizei bei einer Razzia allein 750.000 Tabletten in einem einzigen Lieferwagen gefunden hat. Um welche Apotheken und Großhändler es sich handelt, wollen die Behörden unter Verweis auf die andauernden Ermittlungen noch nicht bekanntgeben.

Den Stein ins Rollen gebracht hat wahrscheinlich Großhändler Phoenix. Ein Mitarbeiter habe einen Kunden bei der MHRA gemeldet, weil dieser durch eine „enorme Zunahme der Nachfrage“ bei einem nicht genannten Produkt aufgefallen sei.

Vertrieben wurde die illegale Ware dann über das Internet: Allein auf den drei größten der betreffenden Webseiten seien in den vergangenen 15 Monaten Medikamente im Wert von 55 Millionen Pfund (62 Millionen Euro) verkauft worden. „Eines der Internetangebote hat täglich 15.000 Packungen Zopiclon verkauft, das entspricht einem täglichen Nettogewinn von 505.950 Pfund“, so der MHRA-Report. „Die haben ein Vertriebsteam und ein Verkaufsteam – das ist ein riesiges Geschäft, in dem gewaltiger krimineller Profit gemacht werden kann“, so Behördenchef Alastair Jeffrey.

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