Martin Shkreli in US-Gefängnis

Pharma-Geschäfte mit Schmuggel-Smartphone

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Berlin -

Seit einem Jahr sitzt der „meistgehasste Mann Amerikas“, Martin Shkreli, wegen Anlagebetrugs im US-Bundesstaat New Jersey im Gefängnis. Gerade ist aufgeflogen, dass er mit einem eingeschmuggelten Smartphone seine Geschäfte aus dem Knast munter weiterführt. Er lebt in einer Zwölf-Mann-Zelle, schneidet sich die Haare selbst und hat Muffensausen vor den Knastband-Musikern.

Berühmt – und gehasst - wurde der 36-jährige New Yorker, als er 2015 den Preis des wichtigen HIV-Medikaments Daraprim von 13,50 auf 750 Dollar pro Tablette anhob. Das „Wall Street Journal“ recherchierte jetzt, wie es ihm im Gefängnis in New Jersey so ergeht und fand heraus: Shkreli hat sich mit anderen Häftlingen angefreundet, „manche nennen ihn liebevoll ‚Arschloch‘, andere haben ihn in die Dos and Don‘ts des Lebens in einer Haftanstalt eingeführt.“

Dazu gehört wohl auch, sich die richtigen „Freunde“ auszusuchen. Shkreli wollte gern als Gitarrist einer Gefängnisband anfangen, wohlmeinende Mithäftlinge rieten allerdings davon ab, weil die Band-Mitglieder wegen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden seien. In der Haft zeigt der Mann, der als „Pharma Bro“ berühmt wurde, seine großzügige Seite, soll Pokerschulden von Mithäftlingen begleichen. Auch sportlich soll er sich betätigen und mittlerweile 15 Liegestütze am Stück schaffen.

Klingt alles harmonisch, doch es droht Ärger, denn jetzt soll das FBI gegen den Unternehmer ermitteln, weil er mit einem eingeschmuggelten Handy immer noch Einfluss auf Phoenixus (ehemals Turing Pharmaceuticals) ausüben soll. Die Haftanstalt Fort Dix verbietet ihren Insassen den Besitz von Handys ebenso wie das Geschäftemachen.

 

Als Chef von Phoenixus hatte Shkreli es zum „meistgehassten Mann“ der USA gebracht. Im Gerichtsprozess im vergangenen August urteilte die Jury, dass er die beiden von ihm geleiteten Hedgefonds – MSMB Capital Management und MSMB Healthcare Management durch Aktienmanipulationen aufgebläht hatte. Der Sohn albanischer und kroatischer Einwanderer, der in einfachen Verhältnissen in Brooklyn aufgewachsen war, hat auch im Gefängnis einen Plan. Er will zum Ende seiner Haftzeit reicher sein als zu ihrem Anfang. Dafür muss man natürlich arbeiten und es reicht nicht aus, sich wie der prominente Häftling um die Gefängniskatzen zu kümmern. Bis zum Jahr 2023, so der Plan, könne das Unternehmen 3,7 Milliarden US-Dollar wert sein. Damit der Plan aufgeht, muss Shkreli weiter viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren und Arzneien gegen seltene Krankheiten aufkaufen.

Laut „Wall Street Journal“ soll der Häftling Ende vergangenen Jahres von seiner Zelle aus per Handy Phoenixus-CEO Kevin Mulleady entlassen haben. Dieser habe ihn verärgert, nachdem er eine siebenstellige Gehaltserhöhung gefordert hatte. Die Kündigung soll den CEO erreicht haben, als er sich gerade auf einer Safari-Reise befand.

Wie das 3,7-Milliarden-Ziel erreicht werden soll, ist laut „Wall Street Journal“ fraglich, denn er soll nur noch rund fünf Millionen Dollar Cash besitzen, laut Einigung mit den Behörden allerdings mindestens 7,6 Millionen Dollar Strafe zahlen. Demnächst gibt es jedenfalls im Knast etwas zu feiern: Am 17. März begeht Shkreli seinen 36. Geburtstag.

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