Österreich

Ärzte: Apotheke gefährdet Versorgung

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Berlin -

Apotheken auf dem Land haben es oft schwer. Umso erfreulicher sollte es sein, wenn eine Apotheke eröffnet. Im österreichischen Bezau im Vorarlberg wehren sich die Ärzte jedoch gegen eine Neueröffnung – denn bislang dürfen sie selbst Arzneimittel abgeben. Sie fürchten nun Umsatzeinbußen und warnen vor einer Gefährdung der Versorgung.

In abgelegenen Regionen ohne Apotheke dürfen Ärzte Arzneimittel an ihre Patienten abgeben. Über diese Ausnahmeregelung zum Dispensierrecht wird in Österreich immer wieder heftig gestritten. Derzeit gibt es knapp 900 solcher ärztlicher Hausapotheken und 1350 öffentliche Apotheken.

Bislang werden die rund 2000 Einwohner in Bezau von zwei Ärzten versorgt, die eigene Hausapotheken betreiben. Damit war laut Jürgen Rehak, Präsident der Apothekerkammer Vorarlberg, Platz für eine Apotheke: In dieser Konstellation hätten Pharmazeuten das Recht, eine Konzession zu beantragen.

Apothekerin Sandra Hammerer erhielt daher 2012 die Erlaubnis zur Errichtung und zum Betrieb einer Apotheke in der Marktgemeinde. Die zwei Gemeindeärzte hatten zwar Berufung gegen die Entscheidung eingelegt, waren aber letztendlich gescheitert. Im März will Hammerer ihre Apotheke eröffnen.

Die Ärzte hatten gegenüber dem Rundfunksender ORF argumentiert, dass die Medikamentenabgabe ein Drittel beziehungsweise ein Fünftel ihrer Einnahmen ausmachten. Falle dieser Verdienst weg, würden mögliche Nachfolger weniger Geld verdienen und dadurch abgeschreckt, die Praxis zu übernehmen.

Kammerpräsident Rehak kann diese Befürchtung nicht nachvollziehen: Die Einnahmen aus der Hausapotheke seien als Zusatzverdienst zu verstehen, betont er. Lediglich dieses Zubrot falle weg. Aus seiner Sicht laufen beide Praxen ohnehin sehr gut.

„Es wird immer so dargestellt, als gehe es um die Existenz“, kritisiert der Kammerpräsident. Die Ärzte sollten von dem leben, was sie in ihrer Profession verdienten, findet Rehak. Sei dies zu wenig, müsse das System überarbeitet werden.

Auch aus der Politik war Kritik an der geplanten Apotheke gekommen: Der Gesundheitssprecher der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) hatte die Apotheke in Bezau als „besorgniserregende Fehlentwicklung in der Gesundheitsversorgung“ bewertet. Gerade für ältere Patienten sei die direkte Medikamentenabgabe beim Arzt wichtig. Rehak vermutet persönliche Verbindungen hinter dem Vorstoß – ein Arzt aus einem benachbarten Ort sei FPÖ-Mitglied.

Aus Sicht der Apothekerkammer führt die Eröffnung der Apotheke zu einer „deutlichen Verbesserung der Versorgunglage“: Derzeit gebe es im Bregenzerwald zwei Apotheken – für 30.000 Einwohner und zahlreiche Touristen. „Die Talschaft verträgt eine dritte Apotheke“, ist Rehak überzeugt.

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