Arzneimittelkriminalität

Gonal F samt LKW gestohlen

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Berlin -

Tatort Bari: In der Nähe der Landeshauptstadt Apuliens ist ein Lastwagen samt Ladung gestohlen worden. Die US-Arzneimittelagentur (FDA) berichtet über den Diebstahl von Gonal F (Follitropin alfa, Merck).

Etwa 16.500 Packungen Gonal F-RFF-Redi-Ject und Gonal F-Multidose hatte der Truck geladen und war auf dem Weg zum Weitertransport. Denn die Ware war für den US-Markt bestimmt. Die FDA hat die Chargen veröffentlicht und warnt Apotheker, Ärzte, Verbraucher und Großhändler. Patienten werden aufgefordert, die Ware nicht zu verwenden. Wer verdächtige oder unaufgeforderte Angebote zu Gonal F erhält, soll diese unverzüglich an die FDA melden.

Verbraucher sollten zudem vor der Anwendung das Etikett auf Manipulationen oder Kontaminationen prüfen. Wer sicher gehen will, könne die App „check my meds“ nutzen. Ein Scannen des 2D-Barcodes auf der Verpackung ermöglicht eine Prüfung auf Echtheit der Seriennummer. Betroffen sind die LOT-Nummern: BA049137 (Verfallsdatum 05/19), BA049037 (Verfallsdatum 09/19), BA049143 (Verfallsdatum 02/20) und BA049040 (Verfallsdatum 09/19).

Großhändler werden aufgefordert, aufmerksam und wachsam zu sein und zum Kauf angebotene Chargen mit den gemeldeten abzugleichen. So soll verhindert werden, dass die gestohlene Ware den Weg in die reguläre Lieferkette findet.

Merck hatte im Oktober angekündigt, am Produktionsstandort Bari 35 Millionen Euro in eine neue Produktionslinie für die aseptische Abfüllung von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln im Isolator zu investieren. 2022 soll die Produktionslinie vollständig in Betrieb genommen werden. Abgefüllt werden Arzneimittel für die Therapiegebiete Multiple Sklerose, Fertilität und Endokrinologie. Die Kapazität soll bei 14 Millionen Einheiten pro Jahr liegen.

Merck hatte erst vor vier Jahren 50 Millionen Euro in den Standort investiert. Bari ging 1992 in Betrieb und beschäftigt etwa 225 Mitarbeiter. Spezialisiert ist das Werk auf Abfüll- und Fertigstellungsverfahren (Fill & Finish).

Follitropin alfa wird im Rahmen der künstlichen Befruchtung, der IVF, eingesetzt und ist als Pen auf dem Markt. Das Arzneimittel wird gentechnologisch hergestellt. Frauen spritzen die Lösung zur Follikelstimulation während der IVF, um einen FSH-Mangel auszugleichen, oder in Kombination mit Lutropin Alpha, um einen Eisprung zu forcieren. Der Wirkstoff findet bei Männern zur Anregung der Spermatogenese Anwendung. Follitropin alfa kann mit humanem Choriogonadotropin (hCG) kombiniert werden, wenn eine geringe Hormonkonzentration Ursache für die Unfruchtbarkeit des Mannes ist.

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