Digitalisierung

Belgien schafft Papier-Rezept ab

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Berlin -

In Deutschland soll das E-Rezept 2021 eingeführt werden. Im Nachbarland Belgien ist man dann schon einen Schritt weiter. Dort ist ab 2020 Schluss mit Papierrezepten. Nach Angaben des Verbandes der der Ärztegewerkschaften (Absym) müssen Verschreibungen im ambulanten Bereich ab dem 1. Januar 2020 elektronisch ausgestellt werden. Aber es gibt Ausnahmen.

Ärzte ab 64 Jahren sind von dieser Auflage ausgenommen. Außerdem können Rezepte in Papierform bei Hausbesuchen und in Notfällen weiter genutzt werden. Genauere Anforderungen und Regelungen sind allerdings noch zu definieren. Im Zuge der Vorgabe stellt das Nationale Krankenversicherungsinstitut (INAMI – Institut national d'assurance maladie-invalidité) allerdings den Druck von und die Belieferung mit Rezeptblöcken ein. Bis 2020 können Ärztinnen und Ärzte jeweils noch maximal 25 Rezepthefte mit je 100 Blatt bestellen.

Damit haben in Europa laut „Euro Health Consumer Index 2017“ bereits 17 Länder das E-Rezept eingeführt: Kroatien, Dänemark, Estland, Finnland, Island, Lettland, Litauen, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Schweden, Spanien, Schweiz und Großbritannien. Neben Deutschland befinden sich auch Österreich, Mazedonien, Ungarn, Irland, Italien, Malta und Serbien auf dem Weg zum E-Rezept. Außerhalb Europas wird die Nichtnutzung des E-Rezepts sogar schon sanktioniert: In New York sollen Ärzte bestraft werden, die Rezepte nicht elektronisch verschreiben.

Auch die grenzüberschreitende Nutzung des E-Rezepts kommt voran. Seit Januar können finnische Patienten in Apotheken in Estland Arzneimittel erhalten, die ihnen von ihrem Arzt in Finnland elektronisch verschrieben wurden. Sie müssen kein Papier-Rezept mehr vorlegen. Die Initiative ist Teil der EU-Strategie für digitale Gesundheitsversorgung und Pflege und gilt für alle elektronischen Verschreibungen aus Finnland und für die estnischen Apotheken, die die Vereinbarung unterzeichnet haben. Der Datenaustausch läuft über die von der EU-Kommission finanzierte digitale eHealth-Dienstleistungsstruktur, die die nationalen eHealth-Dienste verbindet.

Hintergrund ist die 2011 beschlossene EU-Richtlinie 2011/24/EU, die eine Behandlung europäischer Bürger über die Grenzen hinweg sicherstellen und den Mitgliedstaaten den sicheren Austausch von Gesundheitsdaten ermöglichen soll. Seither werden schrittweise in allen EU-Mitgliedstaaten grenzüberschreitende digitale Gesundheitsdienstleistungen – das E-Rezept und die ePatientenakte – eingeführt. Das eHealth-Network der EU hat kürzlich auch grünes Licht gegeben für den Austausch von ePatientenakten zwischen Tschechien und Luxemburg.

Insgesamt 22 Mitgliedstaaten sind an der digitalen Infrastruktur beteiligt und werden voraussichtlich ab Ende 2021 elektronische Verschreibungen und Patientenakten austauschen. Der demografische Wandel, ein Anstieg von chronischen Erkrankungen und Infektionskrankheiten stellten die Gesundheitsversorgung in Europa vor große Herausforderungen, heißt es in dem Papier der EU-Kommission zur Digitalsierung des Gesundheitswesens. Digitale Technologien bieten nach Ansicht der Behörde kostengünstige Werkzeuge, um ein patientenorientiertes Modell zu entwickeln, den Zugang zu verbessern und Gesundheitssysteme robust zu gestalten.

Neben Patientenakte und E-Rezepten plant die Kommission den sicheren Austausch von genetischen Informationen und anderen wichtigen Gesundheitsdaten für die medizinische Forschung und die Entwicklung personalisierter Medizin. Bis 2025 sollen so die Genomdaten von zehn Millionen EU-Bürgern bereitgestellt werden. Aufbauend auf solchen „digitalen Patienten“ sollen Computermodelle und -simulationen sowie künstliche Intelligenz in der Medizin eingesetzt werden.

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