Österreich

Apotheker-Kampagne: Die Sicherheit und ihr Preis

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Berlin -

Erstmals starten die österreichischen Apothekerorganisationen eine gemeinsame Kampagne zur Patientensicherheit. Unter dem Motto „Sicher? Aber nur mit Ihrer Apotheke!“ wirbt die Apothekerschaft für Patienten-, Fälschungs- und Versorgungssicherheit in der Alpenrepublik. Mit Print-Anzeigen, in TV-Spots und Online-Kommunikationskanälen werden Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen gezeigt – mit einem spezifischen Gesundheitsproblem und der richtigen, sicheren Lösung, die aus der Apotheke kommt. Im Gegenzug fordern Apotheker gerechte Honorare.

Die Informationsoffensive, initiiert von Apothekerkammer, Apothekerverband, Verband der Angestellten Apotheker und Forum Pharmazie, macht es sich zur Aufgabe, die Gesundheits- und Arzneimittelkompetenz in der Bevölkerung zu verbessern. Denn die Alpenrepublik soll beim Thema Gesundheitskompetenz Thema in Europa zu den Schlusslichtern gehören. Demnach liegt das Land bei Kindern und Jugendlichen im OECD-Vergleich auf dem letzten, bei der Gesamtbevölkerung auf dem drittletzten Platz, vor Rumänien und Portugal.

Als Gesundheitsexperten seien Apotheker die richtigen Ansprechpartner dafür, betonten die Initiatoren. Täglich würden sie bei Fragen rund um das Thema Gesundheit beraten und dadurch auch die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung laufend verbessern. Vor allem auch mit Informationen zur richtigen Verwendung von Medikamenten stünden sie den Menschen mit ihren universitären Ausbildungen und ihrer Fachexpertise zur Verfügung und würden wesentlich zu ihrer Sicherheit beitragen. „Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Sorgen, für die die Apothekerinnen und Apotheker immer ein offenes Ohr und einen kompetenten Rat haben“, fassen die Spitzen von Kammer und Verband die Idee zusammen.

Zur Kampagne gehört auch die Warnung vor dem Kauf gefälschter Medikamente aus dem Internet. Der Onlinehandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten ist in Österreich verboten. 95 Prozent der von den Behörden aufgegriffenen Medikamente aus dem Internet seien Fälschungen oder Substandard, betonen die Apothekerorganisationen. Der österreichische Zoll soll im vergangenen Jahr bei rund 1000 Sendungen knapp 55.000 Medikamentenplagiate im Wert von 1,1 Millionen Euro aus dem Verkehr gezogen haben. Analysen hätten ergeben, dass sich darin – etwa in Potenzmitteln, Schlankheitspillen und Muskelaufbaupräparaten – Tierkot, Mauer-, Staub-, Gift- und andere unzulässige Bestandteile befanden. Dabei sehen die Internetseiten der Anbieter wie echte Apothekenseiten aus. Auch die Verpackungen würden originalgetreu kopiert.

Die Botschaft der Apothekerschaft: Sichere und geprüfte Arzneimittel erhält man nur in der Apotheke. Nur dort könnten die Kunden aufgrund der strengen Auflagen, Sicherheitskontrollen und der engmaschigen Lieferkette sicher sein, echte Arzneimittel zu bekommen, und würden darüber hinaus eine gezielte Beratung erhalten.

Ein weiteres Ziel der Apothekenorganisationen ist es, im Rahmen der Informationskampagne auf die Rolle der Apotheker im österreichischen Gesundheitssystem hinzuweisen. „Vielen ist gar nicht klar, wie viel die Apotheker zur öffentlichen Gesundheitsversorgung beitragen – in der aktuellen Grippesaison wäre sie ohne unsere 24-stündige Präsenz wahrscheinlich zusammengebrochen“, sagte Kammerpräsidentin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr. Das gesamte Gesundheitssystem in Österreich befinde sich aber im Umbruch. „Wir Apothekerinnen und Apotheker sehen es als unsere Aufgabe, aktiv zur Erreichung der nationalen Gesundheits- und Versorgungsziele beizutragen“, betonte sie.

„Die Dienstleistungen der Apothekerinnen und Apotheker bringen erhebliche Einsparungen und mehr Qualität für die gesamte Gesundheitsversorgung des Landes“, pflichtet ihr Verbandschef Jürgen Rehak bei. „Aus unserer Sicht werden die Leistungen der Apotheken für unser Gesundheitssystem jedoch im Moment zu wenig gesehen. Nicht weil die Patienten und Systempartner uns nicht schätzen und vertrauen würden, sondern weil wir zu einer lieb gewonnen Selbstverständlichkeit geworden sind, gewissenhaft unsere Arbeit machen und nicht groß darüber sprechen.“ Insgesamt würden die Apotheken das Gesundheitssystem im Vergleich mit anderen Gesundheitsberufen deutlich weniger belasten, machte er deutlich. Im Gegenzug würden Apotheker nun gerechte Honorare für ihre Leistungen erwarten.

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