Zwangsschließung in Bonn

„Die Missstände wurden nicht behoben“

, Uhr
Berlin -

Nach 46 Jahren musste Apothekerin Ursula Knott ihre Falken-Apotheke in Bonn-Lengsdorf schließen. Das Gesundheitsamt Bonn entzog der 83-Jährigen die Betriebserlaubnis. Gegenüber APOTHEKE ADHOC erklärt die Behörde ihr hartes Durchgreifen.

Amtsapotheker Dr. Mustafa El Omari selbst darf nicht über seine Begehungen in Apotheken berichten. Doch eine Sprecherin der Stadt teilte auf Anfrage mit: „Bei einer Begehung im Dezember sind in der Apotheke Mängel festgestellt worden. Die Besitzerin wurde mit einer Frist und Angaben, welche Mängel abgestellt werden müssen, aufgefordert, die Mängel zu beseitigen, damit der Betrieb weitergehen kann. Da nach Ablauf der Frist die Missstände nicht behoben waren, wurde die vorübergehende Schließung angeordnet.“

Weitere Angaben zur Schließung kann die Behörde aufgrund des laufenden Verwaltungsverfahrens und aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht machen. Die Statistiken deuten allerdings darauf hin, dass es sich um einen außergewöhnlichen Fall handelt. In den vergangenen fünf Jahren hat es nach Angaben der Sprecherin keine einzige Apothekenschließung gegeben. 2016 fanden demnach 45 Apothekenbegehungen statt. „Dies umfasst Regelbegehungen, anlassbezogene Begehungen und Nachkontrollen“, so die Sprecherin.

Die Inhaberin der Falken-Apotheke schilderte die Revision aus ihrer Sicht so: El Omari sei in der Adventszeit in die Apotheke gekommen, als gerade viel los war, neu dekoriert wurde und es entsprechend etwas chaotisch war. Teile der Dekoration hätten im Labor gelegen, was einer der Kritikpunkte gewesen sei. Doch auch der Teppich im Innenraum der Apotheke und die anwesenden Hunde in der Offizin kamen auf den Beanstandungsbogen. Zudem entsprachen die Labortische offenbar nicht den Vorgaben. Die handschriftliche Liste des Amtsapothekers war offenbar recht lang.

Knott bestätigt, dass ihr eine Frist gesetzt wurde. Alle protokollierten Mängel habe sie aber nicht abstellen können. Die 83-Jährige war zu dieser Zeit ohnehin doppelt belastet, da kurz zuvor ihre einzige PKA nach 30 Jahren die Apotheke verlassen hatte. Neben der Inhaberin arbeitete bis zur Schließung außerdem nur noch eine PTA in der Falken-Apotheke. Der vergleichsweise geringe Jahresumsatz von 1,2 Millionen Euro gestaltete bisher auch die Suche nach einem Nachfolger als schwierig.

Im Januar erhielt Knott von der Aufsicht die Auflage, keine Kunden mehr in der Apotheke zu bedienen. Nur bestellte Packungen habe sie noch über die Notdienstklappe abgeben dürfen, berichtet sie. Eine Auflage, die Knott nicht immer einhielt, wie sie offen zugibt: „Ich kann doch meine Stammkunden nicht auf der Straße stehen lassen.“ Allerdings sei der Amtsapotheker jeden Tag an ihrer Apotheke vorbeigegangen. „Ich fühlte mich regelrecht überwacht“, sagt die Apothekerin.

Bei seinem nächsten Besuch in der Apotheke sei El Omari mit zwei Herren vom Ordnungsamt erschienen. Am selben Nachmittag wurde die Apotheke vom Amt versiegelt. Eigentlich wollte Knott ihre Apotheke noch übergeben und einzelne Tage mitarbeiten. Dass sie jetzt erneut eine Betriebserlaubnis beantragt und erhält, dürfte aber unwahrscheinlich sein. Gehe hat die Ware bereits abgeholt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Mitte des Jahres ist Schluss
Avoxa beerdigt Apotheken Magazin
Apotheke zieht in Container
Komplettumbau wegen Beratungskabine
Notfallpläne müssen kommen
TI-Ausfall: Wo ist Plan B?
Mehr aus Ressort
regelmäßige Überwachung
Behörde droht mit Revision
Korrekturgrund 367
AOK startet Engpass-Retax

APOTHEKE ADHOC Debatte