Inhaberin feiert Jubiläum

„Meine Apotheke will man nicht mal geschenkt haben“

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Berlin -

Gemeinhin gilt das mecklenburgische Dabel nicht als der perfekte Ort, um eine Apotheke zu eröffnen. Schließlich hat die knapp 40 Kilometer von der Landeshauptstadt Schwerin entfernte Gemeinde nur rund 1400 Einwohner – und damit eigentlich zu wenige, um dort einen rentablen Apothekenbetrieb zu führen. Grit Kamphausen wagte den Schritt dennoch und feiert nun ihr 25-jähriges Jubiläum als Inhaberin der Storchen-Apotheke.

Von Berlin nach Dabel: Viel größer könnte der Kontrast kaum sein. Nach ihrem Pharmazie-Studium in Greifswald zog es Kamphausen zunächst für vier Jahre in die deutsche Hauptstadt. Als ihr Mann, gelernter Diplom-Ingenieur für digitale Informationstechnik dort keine Anstellung fand, suchten die beiden nach einer neuen Heimat. Zur Auswahl standen Kamphausen die Arbeit in einer Rostocker Apotheke oder eben die Storchen-Apotheke in Dabel zu übernehmen. „Ein Studienkollege von mir wollte die Apotheke verkaufen. Ich konnte mir es erst nicht vorstellen, sie zu übernehmen. Aber zusammen mit meinem Mann habe ich mich dann doch dafür entschieden“, erinnert sich Kamphausen.

25 Jahre ist das jetzt her und Kamphausen führt die Storchen-Apotheke allen Widrigkeiten zum Trotz. Sie ist nicht nur die Inhaberin, sondern auch die einzige Apothekerin im Betrieb. Angestellt sind außerdem noch eine PTA in Vollzeit und zwei PTA in Teilzeit. „Mein Mann hilft außerdem bei der Büroarbeit. Im Team können wir alles ganz gut schaffen“, freut sich Kamphausen. Während sie in der Offizin stand, übernahm ihr Ehemann zudem viel Arbeit beim Großziehen der drei Kinder. Um die Öffnungszeiten komplett abzudecken, reichen in der Landapotheke 50 Wochenstunden, in Notdienstwochen steht Kamphausen nach eigenen Angaben 71 Stunden parat.

Nur wenn sie mal in den Urlaub fuhr, organsierte Kamphausen eine Vertretung für ihre Apotheke. Krank wurde sie in den 25 Jahren nie. Allerdings, merkt die Apothekerin an, habe die Arbeit schon geschlaucht. Gerade die Politik mache es ihr nicht einfach. „Es ist viel mehr Aufwand geworden und das für nichts“, stöhnt Kamphausen über die zahlreichen neuen bürokratischen Hürden, die in den vergangenen Jahren hinzukamen. „Wenn es so weiter geht, werden nur große Apotheken und Apothekenketten überleben“, ist die Apothekerin wenig optimistisch für die Zukunft.

Dass es über ein Viertel Jahrhundert in einem kleinen Ort wie Dabel so gut mit ihrer Apotheke funktioniert hat, liege zum einen an der guten Infrastruktur. Die 1400 Einwohner-Gemeinde im Westen Mecklenburgs verfügt über ein medizinisches Versorgungszentrum mit drei Ärzten und zwei Zahnärzten. Zum anderen hat Kamphausen viele Stammkunden. Doch auch die werden weniger. „Vor ein paar Jahren hatte Dabel noch 2000 Einwohner. Den Bevölkerungsrückgang spüre ich natürlich“, berichtet die Apothekerin. Einige kaufen mittlerweile auch über das Internet ein, schließlich sei es dort billiger.

Auch deshalb glaubt Kamphausen nicht mehr daran, die Storchen-Apotheke in der Zukunft an einen Nachfolger übergeben zu können. „Verkauft bekomme ich den Betrieb auf keinen Fall. Vielleicht sollte ich versuchen, die Apotheke zu verschenken. Aber ich glaube, meine Apotheke will man nicht mal geschenkt haben“, fürchtet die Apothekerin. Das fände sie schade, denn schon jetzt dünnt die Apothekenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern spürbar aus. Der Botendienst der Storchen-Apotheke bedient unter anderem zwei Sammelstellen und sei jeden Tag mindestens 100, meistens rund 120 Kilometer unterwegs.

Noch fünf Jahre möchte Kamphausen die Storchen-Apotheke leiten. Was danach geschieht, weiß sie noch nicht. „Die 30 Jahre mache ich auf jeden Fall voll. Ob ich danach noch in der Apotheke stehe, hängt davon ab, ob es sich noch lohnt. Planen kann man das leider nicht mehr“, sagt die Apothekerin. Dass ihre Kinder (noch) keine Ambitionen haben, in ihre Fußstapfen zu treten, damit kann Kamphausen gut leben: „Sie sollen machen, was sie glücklich macht und sie erfüllt. Und wenn es nicht die Pharmazie ist, dann ist es eben so.“ Sie selbst jedoch hat die Entscheidung, Apothekerin zu werden und auch den Schritt nach Dabel nie bereut.

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