Preismanagement

Wissen, was der Nachbar tut

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Berlin -

Als Apotheker muss man nicht nur das eigene Geschäft kennen, sondern auch das Marktumfeld. Wie verhält sich der eigene Preis im regionalen Vergleich? Wie entwickelt sich der Umsatz der Konkurrenz? Welche Produkte sind in anderen Apotheken Schnelldreher? Das Marktforschungsunternehmen IMS Health will den Apotheken aus seinem Panel im kommenden Jahr eine neue Datenauswertung liefern. Wie sich das Angebot auf die Bezahlung auswirken wird, steht noch nicht fest.

IMS will Apotheken, die Verkaufsdaten für das Panel liefern, eine detaillierte Übersicht mit betriebswirtschaftliche Auswertungen anbieten. In regelmäßigen Schritten wird die Entwicklung von Umsatz, Einkaufspreisen und Warenlager gezeigt. Das neue Tool soll die aktuelle Preisentwicklung mit dem Verlauf der vergangenen 24 Monate darstellen. Die Daten werden monatlich aktualisiert.

Der Apotheker erfährt außerdem, ob er in seinem Einzugsgebiet zu den günstigsten oder teuersten Anbietern gehört. In der kleinsten Auflösung werden Gruppen ausgespielt, die eine mittlere zweistellige Anzahl an Apotheken einschließen. Die standortbezogene Auswertung ist neutral, konkrete Namen werden nicht genannt.

„Die Informationen sind strategisch extrem wichtig“, sagt Projektmanager Christian Krüger. Der Apotheker arbeitet als Freiberufler seit zwei Jahren für IMS und war zuvor für Pharmatechnik tätig. Zentral sei dabei der Preis des einzelnen Panelpartners, der eine persönliche Einordnung seines Angebots im Marktumfeld erhalte. „Wir veredeln die Daten mit der Marktbeobachtung, die uns vorliegt“, sagt er.

Derzeit ist IMS mit fünf Apotheken in der Testphase. Das Projekt soll im zweiten Quartal 2016 anlaufen. Apotheker sollen über das Internet auf ein das Portal zugreifen können. Dazu müssen sich die Inhaber registrieren und anmelden. Die Login-Daten könnten aber auch an einen Verantwortlichen im Team weitergegeben werden.

Das Projekt läuft bisher unter dem Namen „New Pharmacy Service“. Die Berichte könnten zur Archivierung als Excel- oder Word-Dateien exportiert werden. Das Verfahren sei von einem externen Datenschützer geprüft, sagt Krüger. Die erhobenen Informationen würden nicht an andere Dienstleister weitergegeben.

Der neue Service stellt laut IMS kein Konkurrenzprodukt zur Datenauswertung der Softwarehäuser dar. „Wir wollen damit nicht in den Bereich Beratung einsteigen“, sagt Frank Weissenfeldt, der bei IMS für das Apothekenpanel verantwortlich ist. Im Gegensatz zu den EDV-Anbietern analysiere IMS nicht nur PZN, sondern könne die Auswertung auf eine Marke verdichten. Das sei besonders für das Category Management ein Vorteil, so Krüger.

IMS informiert die Panelapotheker bereits seit längerem über aktuelle Marktdaten: Im Sommer 2011 etwa wurde das Format „Einblicke. Apothekenmarkt kompakt“ eingeführt. Bisher erhalten rund 2200 der insgesamt 4000 Partnerapotheken die Auswertung, die jedes Quartal erscheint. Den Vertragspartnern wurde dazu eine Änderungskündigung angeboten. Statt 490 Euro erhalten sie für die Freigabe der Verkaufsdaten nur noch 450 Euro – Einblicke und einen OTC-Report inklusive.

Die Umstellung läuft sukzessive: Aus Kapazitätsgründen sei der neue Service nicht allen Panelpartnern gleichzeitig angeboten worden, sagt Weissenfeldt. Ob die neue Preisanalyse ebenfalls eine Absenkung der Gebühr mit sich zieht, lässt IMS derzeit noch offen. Für Apotheken sei es wichtig, die eigenen Kennzahlen im Vergleich zum Markt zu erhalten, sagt er. Auch das Marktforschungsunternehmen Nielsen spiele etwa Daten an Drogerien und Einzelhändler zurück.

IMS wurde 1954 gegründet. Daten aus Apotheken werden bereits seit den Anfängen bezogen und ausgewertet. Vor dem Zeitalter des Internets seien die Daten noch telefonisch beziehungsweise per Diskette vermittelt worden, sagt Weissenfeldt. Heute werden die Verkaufsdaten über eine Schnittstelle aus der Apotheke an IMS weitergeleitet. Dazu arbeitet das Marktforschungsunternehmen mit zwölf Softwarehäusern zusammen. Die EDV-Anbieter warten die Verbindung zwischen Apotheken und IMS. Anfallende Kosten würden übernommen, so Weissenfeldt. „Dadurch entsteht für die Apotheken bei der Teilnahme an dem Panel kein zusätzlicher Aufwand.“

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