Kommentar

Wer A sagt, muss auch Oe sagen

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„Hier, Sie tragen ein Fichtenmoped.“ Mit Dr. Fritz Oesterle geht nicht nur ein deutscher Top-Manager. Der Schwabe hat in vielen Interviews immer wieder auch sein rhetorisches Talent unter Beweis gestellt und seine Gesprächspartner mit unabgegriffenen und dennoch eingängigen Bildern überrascht. Auszüge.

Nach dem verlorenen EuGH-Verfahren um die Saarbrücker DocMorris-Apotheke wollte Oesterle den Anschein einer Schockstarre vermeiden. „Und dann frage ich mich: Wo ist das nächste Klavier, das wir durch die Gegend schieben können?“ Erschienen in der FAZ am 23. Mai 2009.

Im selben Interview vermerkte er rückblickend: „Wir wussten nicht, mit welchem Fuß wir Gas geben sollten.“ Gegenüber der Welt blieb Oesterle bei diesem Bild und wurde noch am gleichen Tag aber perspektivisch: „Wir geben jetzt statt mit dem rechten Fuß mit dem linken Gas.“ Als Rennfahrer hätte Oesterle bei dieser Vorstellung gewarnt sein müssen.

Aber es ging mit ihm durch, das Fuß-Motiv hatte es „dem Oe“, wie er im Konzern zuweilen genannt wird, seinerzeit angetan: „Wir wissen jetzt, auf welchem Fuß wir 'Hurra' schreien können, nämlich auf dem der Markenpartnerschaft.“

Und er schrie Hurra. Noch im Mai 2009 verkündete Oesterle gegenüber der FAZ: „Bis 2011 soll es 500 Apotheken mit DocMorris-Logo geben.“ Zugegeben, aus diesem Satz hat erst die Geschichte eine Pointe gemacht. Damals war Oesterle geradezu euphorisch: „DocMorris läuft wie d' Sau“, ließ er die Stuttgarter Nachrichten drucken.

Jetzt wird er Opfer seiner eigenen Philosophie. Noch Anfang Februar sagte er der Welt: „Das ist wie im Leben, und das sage ich auch oft unseren Nachwuchs-Managern: Nur wer Einschnitte wagt, wer auch unbequem ist und sagt: Da muss Platz für Neues her, hat auf Dauer Erfolg.“

Einen Original-Oe haben wir noch: „Da sagt jeder Schwabe: Das ist der falsche Ansatz. Denn Sie müssen sich auch mal bücken, sei es um Holz aufzuklauben oder einen vermeintlich kleinen Betrag einzusammeln.“ Herr Oesterle, wir werden Sie vermissen.

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