Versandapotheken

DocMorris erlässt Zuzahlung

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Berlin -

DocMorris ist bereits öfter mit seinen Rx-Boni vor die Wand gelaufen. Erst als sich die Strafen auf eine halbe Million Euro summierten, wurde es den Machern in Heerlen zu heiß. Nach längerer Pause hat die Versandapotheke nun erneut einen Werbeprospekt an Kunden verschickt: „Jetzt Rezept einsenden & Bonus sichern“, heißt auf dem Flyer, der womöglich als strategische Provokation zu verstehen ist. 

Auf dem Flyer wird ein Beispiel vorgerechnet: Für Bluthochdruckmittel und Antidiabetikum bietet DocMorris jeweils 50 Prozent Rabatt auf die Zuzahlung von 10 beziehungsweise 8,80 Euro; für einen Blutfettsenker, für den keine Zuzahlung anfällt, erhält der Kunde trotzdem 2,50 Euro. Ein Bonus von 11,90 Euro.

Der Werbeflyer wurde in dieser Woche an Kunden verschickt, im Internet ist dazu keine Information zu finden. Eigentlich hatte sich die Versandapotheke Ende vergangenen Jahres offiziell von Rx-Boni und Rezeptprämien verabschiedet.

Das letzte Wort scheint aber noch nicht gesprochen: „DocMorris möchte sich in einem laufenden Verfahren einer Stellungnahme enthalten und nicht an Spekulationen teilnehmen“, so eine Sprecherin. „Dennoch ist darauf hinzuweisen, dass DocMorris sich nicht endgültig mit der in Deutschland rechtswidrig herbeigeführten vorläufigen Rechtslage abfindet, sondern seinen Gegnern dankbar ist, für jede gerichtliche Möglichkeit, die Sache dennoch vor den Europäischen Gerichtshof zu tragen.“

Der Branchenverband EAMSP hatte mehrfach moniert, dass der Gemeinsame Senat der Obersten Gerichtshöfe bei seiner Entscheidung zu Rx-Boni europarechtliche Argumente „in keiner Weise gewürdigt“ habe. Man werde „alle erforderlichen Schritte“ unternehmen, um die Rechtsfrage vom EuGH klären zu lassen, hieß es bereits vor einem Jahr.

Bis dahin werde man den Kunden weiterhin Rx-Boni anbieten. „Es gibt keinen rationalen Grund, warum Boni, die aus dem Gewinn von Unternehmen stammen und das Gesundheitssystem nicht belasten, nicht an Verbraucher ausgeschüttet werden sollten, die dadurch erheblich Geld sparen können“, hieß es in der Stellungnahme des EAMSP, der neben DocMorris und Wellsana die Europa Apotheek Venlo (EAV), Vitalsana, Sanicare und Apotal sowie die schweizerische Zur Rose und iLekaren aus der Slowakei vertritt.

Die Apothekerkammer Nordhrein (AKNR) war seit Herbst 2012 gegen das Bonus-Modell von DocMorris vorgegangen. Trotz einstweiliger Verfügung bot die Versandapotheke die Prämie zunächst unter verschiedenen Namen weiter an. Insgesamt hat DocMorris für seine Rx-Boni eine halbe Million Euro Ordnungsgeld bezahlt.

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