Norwegen

Apotheker wollen Rezepte erneuern

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Berlin -

Norwegens Apotheker wollen mehr Kompetenzen: Ähnlich wie beim ABDA/KBV-Modell wollen die Pharmazeuten Patienten, die mehr als sechs Medikamente gleichzeitig einnehmen, pharmazeutisch beraten. Die Apotheker haben dem Parlament auch eine Liste von 15 Arzneimitteln vorgelegt, für die es ihrer Meinung nach kein ärztliches Rezept mehr geben müsste. Ihr Vorschlag: Die Einführung eines „Apothekenrezeptes“.

 

Grund des Vorstoßes des Apothekerverbandes ist eine Gesetzesinitiative: Die sozialdemokratische Regierung um Ministerpräsident Jens Stoltenberg (Arbeiterpartei) will die Berufsordnung der niedergelassenen Ärzte erneuern. Unter anderem sollen die Mediziner regelmäßige Medikationschecks bei Chronikern und multimorbiden Patienten durchführen.

Aus Sicht des Apothekerverbandes könnten die Ärzte damit zu viele Kompetenzen bekommen: „Wir meinen, dass die derzeitigen und geplanten neuen Aufgaben der Hausärzte überprüft werden sollten. Einige davon könnten auch Apotheker übernehmen“, heißt es. So könnten die Pharmazeuten beispielsweise Rezepte für Kontrazeptiva, Ophtalmika oder entzündungshemmende Salben und Gele erneuern. Eine genaue Liste der Wirkstoffe, die per „Apothekenrezept“ auch ohne ärztliche Verordnung dispensiert werden könnten, hat der Verband dem Parlament im Rahmen der Anhörung bereitgestellt.

Auch beim Medikationsmanagement wollen die Apotheker die Mediziner entlasten: Für die Mediziner sei es schließlich schwierig, die eigenen Fehler zu analysieren. Eine pharmazeutische Fachberatung wäre daher angebracht. Ähnlich wie beim ABDA/KBV-Modell schlägt der Apothekerverband eine Zusammenarbeit mit den Medizinern vor: Dabei soll der Arzt weiterhin der Koordinator der Medikation bleiben, jegliche Erläuterungen und die Betreuung von Patienten könnten aber vom Apotheker durchgeführt werden.

Bis zum Sommer will das Parlament die Berufsordnung der Ärzte erneuern. Einem Sprecher des Apothekerverbandes zufolge gab es aus den Reihen der Regierungskoalition bislang keine positiven Rückmeldungen hinsichtlich der Ergänzungsvorschläge. Die Ärzte sehen den Vorstoß der Apotheker nicht als Hilfsangebot: Vielmehr wollten die Pharmazeuten sich eine neue Verdienstmöglichkeit verschaffen, lautet die Kritik.

 

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