Kommentar

Im Notfall Apotheken

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Eine Apotheke oder keine Apotheke, alle Apotheken oder Piba-Apotheken: Für die Verteilung des Impfstoffs gegen die Schweinegrippe hat sich jedes Bundesland eine eigene Strategie ausgedacht. Probleme gibt es überall, aber das war eigentlich nicht anders zu erwarten: Nach dem anfänglichen Desinteresse explodierte die Nachfrage - die eben noch für ihren Eifer gescholtenen Organisatoren standen plötzlich für die Verzögerungen in der Kritik.

Die Situation war trotz Vogelgrippe neu, eine Planung entsprechend schwierig. Innerhalb eines halben Jahres wurden Impfstoffe entwickelt - zu wenig Zeit für Impfkritiker, zu viel für Katastrophenschützer. Dazu kamen Missverständnisse: Der Hersteller pochte auf verbindliche Zusagen, ohne selbst welche abzugeben. Der Wechsel im Ministerium machte das Kommunikationschaos perfekt.

Zum Glück verläuft die Schweinegrippe bislang milder als erwartet, das gibt Raum für Optimierung. Eines aber hat sich - trotz oder gerade wegen der Startschwierigkeiten - gezeigt: Die Einbindung der Apotheken funktioniert.

Gerade in Ausnahmesituationen ist es gut, sich auf vorhandene Strukturen zu verlassen. Im Gegensatz zu Mitarbeitern von Gesundheitsämtern oder externen Logistikern verfügen die Apotheken über jahrelange Erfahrung im Umgang mit temperaturempfindlichen Arzneimitteln und über gute Kontakte zu den Ärzten vor Ort.

Als die ersten Lieferungen geringer ausfielen als von den Planern erwartet, reagierten die Apotheken ohne zu zögern: Im Internet wurden über Nacht Verzeichnisse mit lieferfähigen Apotheken eingerichtet, und auch der Austausch von Impfstoff untereinander ist kein Problem. Dass die Abstimmung gelegentlich optimiert werden muss, ist kein Geheimnis. Dass bei den Hausmeister-Modellen einiger Behörden alles reibungslos läuft, darf trotz gegenteiliger Aussagen angezweifelt werden.

Jetzt müssen die Gesundheitsministerien der Länder aus den Erfahrungen lernen. Sie sollten die Prozesse optimieren und dankbar sein, es bei der Pandemie-Generalprobe mit einem (noch) relativ harmlosen Erreger zu tun zu haben.

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